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Aufbau der Straßenbahn  
   

Die Stadt Oberhausen ist eine relativ junge Stadt, die ihre Entstehung dem Eisenbahnbau und der rasanten Industrialisierung des Ruhrgebiets Mitte des 19. Jahrhunderts verdankt. 1847 legte die Cöln-Mindener Eisenbahn auf der damals noch nicht besiedelten Lipper Heide einen nach dem nahegelegenen Schloß Oberhausen benannten Bahnhof an. Entlang der Emscher zwischen dem Bahnhof Oberhausen und den Gemeinden Sterkrade und Osterfeld entstanden in der Folge ausgedehnte Werksanlagen der Stahlindustrie mit entsprechendem Bedarf an Arbeitskräften.

Die rasch wachsende Besiedlung nahe des Bahnhofs Oberhausen, der mit Ausbau des Eisenbahnnetzes zu einem wichtigen Knotenpunkt wurde, führte 1862 zur Gründung der Gemeinde Oberhausen, der bereits 1874 Stadtrechte verliehen wurden. Die Zugehörigkeit zum Landkreis Mülheim/Ruhr endete 1901; seitdem ist Oberhausen kreisfreie Stadt.

Erste Überlegungen zur Errichtung einer Straßenbahn in Oberhausen führten 1893 zur Gründung einer Kommission, die bereits im folgenden Jahr den Aufbau einer gemeinsamen Straßenbahn mit der damaligen Kreisstadt Mülheim vorschlug. Dort allerdings stieß dieser Gedanke auf wenig Gegenliebe, sah man doch in dem rasch wachsenden Nachbarn einen Konkurrenten für die Bestrebungen zur Eingemeindung der seinerzeit noch selbständigen Gemeinden Styrum und Dümpten.

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Wegen der unüberbrückbaren Differenzen mit Mülheim begann die Stadt Oberhausen in den folgenden Jahren mit der Errichtung eines eigenen Straßenbahnbetriebs zur Anbindung der Stahlindustrie an Innenstadt und Bahnhof und Verbindungen Richtung Sterkrade, Osterfeld und Meiderich. Die Pläne für eine Strecke nach Styrum konnten allerdings nicht verwirklicht werden - die Konzession für die erste Strecke der Mülheimer Straßenbahn umfaßte eine Ringlinie durch Styrum mit Linienverlauf durch die Grenzstraße, praktisch auf der Stadtgrenze zu Oberhausen.

Am 04.04.1897 wurde die erste Strecke der Oberhausener Straßenbahn von der Grenzstraße über die Mülheimer Straße, die Marktstraße, Bahnhof, Brücktor und Werksgasthaus zum neuen Walzwerk eröffnet. Die Verlängerung vom neuen Walzwerk zur Emscherbrücke/Grenze Osterfeld ging am 09.07.1897 in Betrieb - am gleichen Tag eröffnete die Mülheimer Straßenbahn ihre erste Strecke, wodurch an der Grenzstraße die erste Umsteigeverbindung zu einem Nachbarbetrieb entstand.
Mit der Inbetriebnahme des Abschnitts Werksgasthaus - Sterkrade, Hagelkreuz am 25.09.1897 wurde die erste Ausbaustufe der Oberhausener Straßenbahn komplettiert.

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Die nächste Phase der Netzerweiterung begann mit der Eröffnung der Strecke Vincenzhaus - Bahnhof - Knappenstraße - Lipperheidebaum am 16.12.1899. Dort bestand eine Umsteigeverbindung zur bereits im Vorjahr eröffneten Straßenbahnlinie Richtung Borbeck. Am 10.07.1900 erreichte schließlich auch die Mülheimer Straßenbahn mit ihrer Strecke durch Dümpten die Haltestelle Lipperheidebaum.

Die Gemeinde Osterfeld erhielt ihren Anschluß an das Oberhausener Straßenbahnnetz mit Eröffnung der Streckenverlängerung von der Emscherbrücke nach Osterfeld Kirche am 01.06.1900. Knapp ein Jahr später, am 25.05.1901 ging die Verbindung der Gemeinden Osterfeld und Sterkrade auf der Strecke Osterfeld Kirche - Sterkrade Bahnhof in Betrieb.
Mit der am 29.06.1901 erfolgten Eröffnung der Strecke von der Markstraße nach Alstaden erreichte der Aufbau der Oberhausener Straßenbahn einen vorläufigen Endpunkt; mehr als 10 Jahre sollten bis zur nächsten Erweiterung vergehen.

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Die lange Zeit offene Frage der Eingemeindung von Styrum und Dümpten wurde 1910 endlich entschieden: beide Gemeinden wurden auf die Städte Oberhausen und Mülheim aufgeteilt. Die nunmehr auf Oberhausener Stadtgebiet liegenden Strecken der Mülheimer Straßenbahn blieben dabei in deren Besitz und wurden weiterhin ausschließlich von Mülheim aus bedient.

Die letzte große Ausbauphase der Oberhausener Straßenbahn begann mit Eröffnung der Streckenverlängerung von Sterkrade, Hagelkreuz zur Zeche Hugo am 14.05.1912. Noch im gleichen Jahr, am 22.11.1912, ging die Strecke vom Bahnhof Oberhausen nach Lirich Friedhof in Betrieb. Ein Jahr später folgte die Verbindung von Sterkrade Bf. nach Buschhausen Bf., wo ein Anschluß an die Hamborner Straßenbahn bestand. Als letzte Strecke wurde nach Ausbruch des 1. Weltkriegs noch die Strecke  Marktstraße - Wehrstraße - Oberhausen Dümpten am 03.04.1915 in Betrieb genommen. An der Wehrstraße entstand dadurch eine weitere Umsteigemöglichkeit zur Mülheimer Straßenbahn.

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Die Zeit zwischen den Weltkriegen stand für die Oberhausener Straßenbahn im Zeichen der aufkommenden Gemeinschaftslinien mit den Nachbarbetrieben, begann aber mit einem Kuriosum: am 07.09.1919 eröffnete die Mülheimer Straßenbahn eine eigene Strecke vom Vincenzhaus zum Bahnhof - vorerst ohne Gleisverbindung zum Oberhausener Streckennetz.

Die Inflation zu Beginn der 1920er Jahre hätte beinahe das Aus für Oberhausens Straßenbahn bedeutet. Die Betriebseinstellung war für den März 1923 bereits beschlossen; nur die Ruhrbesetzung und die damit einhergehenden Störungen und Behinderungen des Eisenbahnverkehrs, die den Straßenbahnen des Ruhrgebiets zusätzliche Bedeutung im überörtlichen Verkehr brachten, verhinderte letztlich die Stillegung.

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Der erste Gemeinschaftsverkehr begann mit der Essener Straßenbahn am 08.12.1924. Dafür wurde eine Verbindungsstrecke durch die Essener Straße zwischen Knappenstraße und Hochöfen neu erbaut und die anschließende Strecke in Richtung Bahnhof und Innenstadt zweigleisig ausgebaut.

Am 04.04.1927, exakt 30 Jahre nach Eröffnung ihrer ersten Linie, nahm die Oberhausener Straßenbahn zwischen Zeche Hugo und Holten Bahnhof ihre letzte Neubaustrecke in Betrieb. Zur Vorbereitung für den Gemeinschaftsverkehr mit der Mülheimer Straßenbahn wurde deren 1919 eröffnete Strecke zum Bahnhof an das Oberhausener Netz angebunden und die Strecke zur Landwehr ausgebaut.

Am 23.11.1928 begann dann endlich auch der Gemeinschaftsverkehr mit Mülheim auf den Linien von Holten über Bahnhof Styrum nach Mülheim Saarn und von der Mülheimer Straße über Landwehr zum Mülheimer Flughafen. Die Verbindungsstrecke in der Grenzstraße zwischen Vincenzhaus und Mülheimer Straße wurde dadurch nicht mehr benötigt und abgebaut.

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1929 wurden schließlich die bislang selbständigen Gemeinden Holten, Buschhausen, Sterkrade und Osterfeld nach Oberhausen eingemeindet. Damit lagen die Strecken der Hamborner Straßenbahn nach Buschhausen Bf und Holten Bf, der Kreis Ruhrorter Straßenbahn nach Holten Markt und der Vestischen Straßenbahn nach Osterfeld, Klosterhardt und Sterkrade nunmehr auf Oberhausener Stadtgebiet. Gemeinsam genutzte Strecken gab es dabei nur mit der Vestischen Straßenbahn.

Die 1930er Jahre brachten dann nochmals Veränderungen im Streckennetz. Mit dem Neubau der Oberhausener Hauptbahnhofs erhielt die Straßenbahn auf dessen Vorplatz neue, großzügig angelegte Haltestellen, mit entsprechend geänderter Anbindung an die Innenstadt.

Beim Bau der Strecke Dümpten - Lipperheidebaum der Mülheimer Straßenbahn war vertraglich festgelegt worden, dass der auf Oberhausener Gebiet gelegene Abschnitt nach 40 Jahren in das Eigentum der Stadt Oberhausen übergehen sollte. Ab 1939 bediente die Mülheimer Straßenbahn entsprechend nur noch den Abschnitt Dümpten - Wehrstraße; für die anschließende Strecke zum Lipperheidebaum wurde eine neue Oberhausener Linie eingerichtet. Wegen des geringen Verkehrsaufkommens und des kriegsbedingten Materialmangels wurde diese neu erworbene Strecke allerdings bereits 1943 stillgelegt und abgebaut.

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Quellen:
Oehlert-Schellberg/Kunig: Straßenbahn in Oberhausen
Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland, Band 4 Ruhrgebiet



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